Angelika Mandler-Saul
Wiederunterwegs
Warum ich auch heuer wieder im Gasteiner Heilstollen schwitze und keine Angst vor der bösen, guten Radon Strahlung habe. Wie eine Einfahrt abläuft und warum das Ganze immer noch ziemlich spooky ist.
Gasteiner Heilstollen – Böckstein – So läuft´s ab – Mein persönlicher Bericht 2016.![gasteiner heilstollen 2016_2]()
12 Uhr: Ich sitze im Bikini mit Bademantel, Handtuch, Schwitztuch und in Schlapfn in einem kleinen, ratternden Züglein, das mich 2 km in einen ehemaligen Gold-Bergwerksstollen bringt. Gemeinsam mit ca 120 anderen Menschen – in ähnlichem Outfit. Manche Damen sind wunderhübsch und ausgiebig wie zu einer Ring-Premiere in der Wiener Staatsoper geschminkt und mit bis zu 8 Ringen an 5 Fingern bestückt. In einer Stunde werden wir schminktechnisch aber gleich aussehen. Zerronnen.
12:05: Die „Bademantelstation“ – wir dürfen ab sofort nicht mehr sprechen, das Ruhegebot gilt hier im Therapiebereich. Mit nichts könnte man mir mehr Freude machen. Gütige Stille.
12:10: Es wird sehr schnell sehr „schweineheiß“. Konkret: Zwischen 37 und 41,5 Grad. Die Luft ist nicht so erquickend frisch. Ab sofort schwitze ich unglaublich gesund unter der Radon Strahlung im Zug vor mich hin. Wir kommen aber erst um etwa
12:20 an meiner Station 1a an – hier hat es 39 Grad bei einer Luftfeuchtigkeit von 80%. An den noch heißeren Stationen haben uns schon einige Helden und Heldinnen zur Therapie schweigend (!) verlassen. Im engen Bergwerksstollen steige ich aus und schlurfe bereits tropfend im Bademantel am Gestein entlang – die Lokführer stehen an der mit Notlichtern ausgeleuchteten Station und weisen uns ein – sie sind einfach immer freundlich. Immer. Auch wenn sie 3 Mal am Tag in diese drückendfeuchte Hitze in einen Stollen einfahren und sich immer einem Regiment von tropfenden Bademantel-Kandidaten gegenübersehen. Unglaublich.
12:25 – 13:05 „Ich lieg am Ruckn – im Dunklen…“ Liegen ist viel angenehmer als im Zug zu sitzen bei dieser Hitze. Ich kann entspannen und wenn ich nicht entspannen kann, dann formuliere ich für mich unglaublich witzige Texte für meinen Blog, die natürlich dann in der Pension eine gute Stunde später wie weggeblasen sind. Eh so wie letztes Jahr auch. Zur Hälfte kommt eine ebenfalls im Badeanzug schwitzende Ärztin oder ein Notfallsanitäter vorbei, spricht mich an und versucht zu erkennen, ob ich noch aushalte. Das tu ich, mir tut rein gar nichts weh hier drinnen.
13:10 Wir werden aufgerufen, uns langsam aufzusetzen – das Gestöhne und Geschnaufe im Stollen hebt wieder an und bereitet mich auf die nahende Abfahrt des Stollenzuges vor. Zu diesem Behufe hieve auch ich mich hoch, fühle mich zerronnen und aufgedunsen und schlapfe schmatzend (die Schuhe) und unansehnlich durch den Stollen retour zum Bahnsteig – ab sofort bis etwa
13:25 bin ich sehr erschöpft und will nur raus aus dem Stollen. Ab 13:25 fängt das Geplapper wieder an. Alle, die im Züglein sitzen, tropfen irgendwohin. Wir fahren in den Stollenbahnhof ein und werden vom immer noch freundlichen Lokführer und der ebenfalls grundlos freundlichen Ärztin verabschiedet: Ihnen schlurft eine geschlagene, nasse, wankende Armee in Bademänteln entgegen.
13:30 Ich bin wieder im Stollenhaus und sollte ruhen. Das Radon wird noch einige Zeit vom Körper aufgenommen und das soll schließlich wirken. Darum bin ich hier.
13:45 Ich bin wieder retour in der 5 AutoMinuten entfernten Pension (hundefreundlich!) und fühle mich wie neugeboren.
Der Gasteiner Heilstollen – Fakten unter uns.
Voriges Jahr (HIER DER ganze BERICHT) war ich auf einer 22tägigen, von der SVA verordneten und bezahlten Kur. In einem Kurhotel in Bad Hofgastein, von wo ich insgesamt 9 Mal in den 3 Wochen frühmorgens zur „Einfahrt“ nach Böckstein in den Gasteiner Heilstollen kutschiert wurde. Vom Kurhotel anno 2015 mit kreativem Touch, von meinen Eindrücken bei den besagten Einfahrten und von meinen Unternehmungen im Gasteinertal (inkl. Hängebrücke) habe ich berichtet. Und auch meine LIVE Instagram Bilder gabs online. Also eigentlich gäbe es nicht mehr viel darüber zu sagen, wie ich dachte.Doch die Facebook Rheuma- und Bechterew Communities haben anno 2016 immer noch viele Fragen – deswegen gab es oben diesen Tatsachenbericht mit einem
Tagesaktuellen Update aus dem Gasteinertal und dem Gasteiner Heilstollen 2016.
Auch heuer bin ich wieder da – weil mir die Hitze, die Feuchtigkeit und das entzündungshemmende Radon, das auch die körpereigenen Abwehrkräfte mobilisieren soll, unheimlich gut gegen meine Schmerzen in der LWS durch die Bandscheibenvorfälle, den Bechterew und das Rheuma geholfen haben. Etwa 4 Wochen nach meinen Heilstollen Einfahrten 2015 war ich in der LWS schmerzfrei und blieb es 8 Monate lang. Danach begannen die Schmerzen in der BWS und deswegen bin ich heuer wieder hier.
Ich bin von der positiven Wirkung des Heilstollens auf mich überzeugt – nur die 22 Tage Auszeit einer echten KUR konnte und wollte ich mir heuer berufsbedingt einfach nicht leisten. Auch Hundling Coffee ist diesmal dabei.
Meine Lösung: Mir keine ganze Kur, sondern nur die helfenden Heilstollen Einfahrten verschreiben lassen, die hundefreundliche Unterkunft möglichst nah am Heilstollen (weil zeitsparend) selbst suchen und finanzieren. Kurz: #CoffeeaufKur. Fündig wurde ich in der Residenz Gruber in Böckstein – der Hotelbericht folgt.
Was ist heuer (Für MICH) besser bei meinem Aufenthalt am Gasteiner Heilstollen?
Ich kann unabhängig meine Termine einteilen – meine Einfahrten starten heuer erst um 12 Uhr statt um 8 Uhr morgens, d.h. ich kann zuvor einen Morgen- und einen Vormittags Walk mit Hund absolvieren und sogar noch ein wenig arbeiten. Ich fahre also um 12 Uhr mittags bereits rechtschaffen müde in den Stollen ein und kann dann besonders gut entspannen. Mittags gehts im Heilstollen etwas weniger hektisch, aber nicht weniger professionell und freundlich zu. Meine Anmeldung, die Terminvergabe, das Arztgespräch und meine Spezialwünsche – alles hat perfekt geklappt, hier wird Service am Patienten wirklich ganz groß geschrieben. IN Nullkommanix waren sogar meine vorort gebuchten Zusatztherapien von der SVA genehmigt – das Heilstollensekretariat hatte sich darum bemüht, ich muss nur noch einreichen.
Hat mir letztes Jahr schon gefallen, von den Reinigungsdamen (alles blitzeblank) bis hin zu den Lokführern (in Badehös und Bademantel) und Sanitätern oder Ärzten, die uns auf den Einfahrten begleiten, alle hyperfreundlich und professionell. Und das bei der Hitze innendrin. Das Klima dürfte also allen gesundheitlich und stimmungstechnisch hier gut tun, nicht nur den Patienten.
Es gibt neue Durchsagen im Zug und nach der Ruhephase (wann man wieder zu den Schienen gehen darf) und eine neue Wäsche-Ausgabestation. Ich teste diesmal auch die Gymnastik, die Physiotherapie und die Lagerungsrollen-Therapie direkt im StollenKurhaus anstatt im Kurhotel.
Was ist gleichgeblieben im Gasteiner Heilstollen?
Gott sei´s gedankt das RUHEGEBOT ab der sogenannten „Bademantelstation“. Gerade die männlichen Patienten haben m.E. ja ein immenses Problem mit der Einhaltung diese harmlosen Gebots – hörbar und lautstark wird wieder aufgeatmet, sobald die verordnete Ruhe vorbei ist und wieder sinnentleertes Geplapper und polterndes Gelächter im Stollenzug möglich ist. Immer noch ein wenig verstörend der Anblick der Liegewagenpatienten à la Zauberberg, an denen man beim Einsteigen vorbei muss. Spooky das Geschlurfe der bis zu 150 PatientInnen, die im Dunkeln bei Notbeleuchtung tropfnass durch die Stollengänge im Badeanzug schlurfen, stöhnen, schnaufen und ächzen.
Die Gespräche untereinander drehen sich immer noch um die perfekte Auswahl der Stationen (ob bei kühlen 37 Grad auf Station1 oder auf männlich heißen 41.5 Grad der Station 4), ob man bei der Bademantelstation aussteigen muss oder kann und gerne im Waggon auch über die aufregenden Heldentaten anderntags an der abendlichen Bar. Ich mag die Stationen 1a und 2, falls es wer wissen will.
Turnübungen während der Ruhephase im Stollen sind verboten – letztes Jahr musste ich mir von Mitkurgästen noch allabendlich die tollsten Geschichten über YogaÜbungen im Stollen erzählen lassen. Heureka, bin ich froh, dass ich heuer unabhängig im Stollen schwitzen darf.
Und ich habe immer noch keine Angst vor der „RADON-Strahlung“ im Stollen. Die gesundheitsfördernde Wirkung des Radon in kleinen Dosen wurde entdeckt, als die Bergbauarbeiter in den 1940er Jahren untertag plötzlich keine Rheumaschmerzen mehr hatten. Zahlreiche Studien belegen mittlerweilen die Wirkung bei Bechterew, COPD, Fibromyalgie etc. Die Lokführer, Sanitäter und Ärzte fahren bis zu drei Mal am Tag in den Stollen – im Gegensatz zu den Patienten. Die Zufriedenheitsquote bei den Patienten ist extrem hoch, auch die Einheimischen gönnen sich regelmäßig Einfahrten, weil es ihnen gut tut. Nirgends kann ich so gut entspannen wie die eine Stunde auf der wirklich gemütlichen Holzpritsche in diesem heißfeuchten Bergwerksstollen
Ich bin froh, dass ich ab heuer eine für mich vertretbare zeitliche Lösung gefunden habe. Innerhalb von 14 Tagen kann ich 9 Mal in den Heilstollen einfahren, ich brauche daheim keinen Hundesitter und kann auch in der Pension für meinen Reiseblog und die Werbeagentur arbeiten. Und einige Anwendungen habe ich direkt im Stollen-Kurhaus dazugebucht (Physiotherapie oder die Lagerungsrollen
Ich werde es wieder tun.
HINWEIS: Dieser Artikel gibt meine höchstpersönliche Meinung und Ansichten über meine Heilstollen-Kur wieder.
INFO: Der Gasteiner Heilstollen führt eine sehr kompetente Website mit Auskünften zu Krankenkassa-Leistungen (auch für Deutschland) und ist extrem hilfsbereit bei Anfragen und Extrawünschen.
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